Umschulung zum Hörakustiker

In unserer alternden Gesellschaft gibt es vermehrt Menschen, die unter Hörproblemen leiden. Diese können sogar zu einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld führen und gravierende Folgen haben. Entsprechend hoch ist die Nachfrage, die Hörakustiker/innen erfüllen. Ihr Berufsfeld ist auch über eine Umschulung erreichbar und bietet interessante berufliche Perspektiven. Auf diese gehen wir hier in diesem Artikel ein.

 

Welche Zukunftsaussichten habe ich als Hörakustiker?

Vor einigen Jahren war das Berufsfeld noch unter dem Namen Hörgeräteakustiker/in bekannt, inzwischen wird meist nur noch von Hörakustiker/innen gesprochen. Der Mittelpunkt ihrer Tätigkeit ist der Verkauf und die Anpassung passender Geräte. Sie beraten ihre Kunden ausführlich, welches für sie das passende Gerät ist und stellen es auf ihre Hörgewohnheiten ein. Die Durchführung von Hörtests, die zur Ermittlung der dafür notwendigen Werte dienen, ist ebenfalls ein wesentlicher Kern der Arbeit.

Auch bezüglich der Form müssen die Geräte an die Ohren der Patienten angepasst werden. Die Ohrstücke werden mithilfe von Otoplastiken individuell angepasst, um ein optimales Tragegefühl zu ermöglichen. Durch all diese Tätigkeiten ist eine Hörakustiker/in weit mehr als nur ein Verkäufer. Meist entwickelt sich eine über mehrere Jahre andauernde Zusammenarbeit mit den Kunden, die individuell betreut werden.

Nach der Ausbildung zum/zur Hörakustiker/in kommen diverse Fachgeschäfte als Arbeitgeber infrage. Auch Optiker verfügen oftmals über angeschlossene Abteilungen, in denen Hörgeräte verkauft werden. In den letzten Jahren verzeichneten sie eine stark steigende Nachfrage. Der Nachwuchs in der Branche ist derweil knapp. Es gibt derzeit weit weniger Bewerber als freie Stellen, was durch den demographischen Wandel in den nächsten Jahren noch verstärkt wird. Diese Faktoren führen nach dem Abschluss der Ausbildung zu äußerst guten beruflichen Aussichten.

 

Werde ich als Hörakustiker reich?

Wer als Hilfskraft oder Geselle im Bereich der Hörakustik arbeitet, darf zum Einstieg mit einem Gehalt in Höhe zwischen 1.800 € und 2.000 € netto rechnen. Nach oben hin sind aber auch Verbesserungen möglich. Besonders wichtig ist in diesem Kontext die Meisterprüfung. Nach deren Abschluss zahlen die Arbeitgeber im Schnitt ein Bruttogehalt in Höhe von 2.500 bis 3.500 € pro Monat.

Weitere Steigerungen sind möglich, wenn innerhalb der Branche Personalverantwortung übernommen wird. Auch große Ketten sind auf der Suche nach geeigneten Filialleitern, welche diese Aufgabe mit der nötigen Sorgfalt übernehmen. Auch für diejenigen, die eine Umschulung absolviert haben, liegt darin die Chance auf eine deutliche Steigerung des Gehalts.

 

Werde ich als Hörakustiker glücklich?

So manche Hörakustiker/in ist der Meinung, mit diesem Beruf den Traumjob gefunden zu haben. Für Zufriedenheit im Beruf sorgt für viele die Möglichkeit, einen engen Kontakt mit Menschen zu pflegen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Zusammenarbeit mit Senioren, die besonders häufig auf ein Hörgerät angewiesen sind. Darüber hinaus bringt das Berufsfeld geregelte Arbeitszeiten mit sich. Meist ist es für die Arbeitnehmer außerdem kein Problem, sich für ein Modell in Teilzeit zu entscheiden. Auf diese Weise kann die Arbeit als Hörakustiker/in leicht mit den privaten Verpflichtungen und Tätigkeiten in Einklang gebracht werden.

Für Glück im Beruf kann außerdem die Tatsache sorgen, dass die eigene Arbeit den Kunden ein verloren gegangenes Stück Lebensqualität zurückbringt. Viele von ihnen blühen regelrecht auf, wenn sie ihr Hörvermögen mithilfe eines passenden Geräts wieder steigern können. Das Wissen um diesen großen Einfluss auf ihr Leben kann wiederum ein Gefühl der Erfüllung nach. sich ziehen.

 

Welche Voraussetzungen müssen für die Umschulung erfüllt werden?

Um die Umschulung zum/zur Hörakustiker/in machen zu können, müssen zunächst die formalen Anforderungen erfüllt sein. Inzwischen verfügen mehr als 40% derjenigen, die sich für den Beruf entscheiden, über die Hochschulreife oder das Abitur. Doch auch ein mittlerer Bildungsabschluss reicht aus, um als Hörakustiker/in arbeiten zu können.

Um die Umschulung gut zu absolvieren und danach eine Anstellung zu finden, sind einerseits technische Kompetenzen wichtig. Für die Einstellung der Geräte müssen die physikalischen Grundlagen der Akustik beherrscht werden. Darüber hinaus sind soziale Kompetenzen notwendig, um in diesem Feld arbeiten zu können. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Senioren setzt eine gewisse Geduld voraus. Hinzu kommt ein gewisses handwerkliches Geschick, welches aber vor Jahrzehnten noch deutlich wichtiger für den Beruf war. Heute ist es nur noch notwendig, wenn ein Hörstück mit der Fräse an das Ohr des Kunden angepasst werden muss.

 

Wie läuft die Umschulung ab?

Wer die Umschulung zum/zur Hörakustiker/in absolvieren möchte, absolviert diese auf duale Weise. In der Berufsschule werden die theoretischen Grundlagen des Berufs vermittelt. Hierfür gibt es für ganz Deutschland einen zentralen Campus, der in Lübeck zu finden ist. Dort lernen die Bewerberinnen und Bewerber die Grundlagen des Berufs in mehreren Blöcken von etwa vier bis sechs Wochen. Während dieser Zeit sind sie in den Zimmern vor Ort untergebracht.

Der praktische Teil der Umschulung findet im Betrieb statt. Neben dem Umgang mit den Geräten werden hier auch die vielen bürokratischen und organisatorischen Aufgaben erlernt, die Teil des Berufsbildes sind.

 

Welche Inhalte erwarten mich bei der Umschulung?

Bei den theoretischen Schulungen und der Arbeit im Betrieb werden die verschiedenen Bereiche der Hörakustik erlernt. Neben dem Umgang und der Anpassung der Hörsysteme sind dabei auch die Messtechnik und die Herstellung der Otoplastiken von großer Bedeutung. Insgesamt warten die folgenden Inhalte:

  • Physiognomie von Außen-, Mittel- und Innenohr
  • Herstellung von Ohrabformungen
  • Dokumentation und Erfassung von Kundendaten
  • Messtechnik für Hörakustiker
  • Schriftverkehr und Kommunikation
  • Anfertigung der Otoplastiken
  • Adaption von Hörsystemen
  • Ermittlung der Kenndaten des Gehörs
  • Bestellungen planen

 

Diese Inhalte werden im Lauf der Umschulungsdauer von in der Regel drei Jahren gelehrt. Bei einem hohen Bildungsabschluss ist auch eine Verkürzung der Ausbildungszeit auf zwei Jahre möglich.

 

Tipps zur Bewerbung für die Umschulung

Für die Bewerbung für die Umschulung ist es wichtig, zunächst die formalen Anforderungen zu erfüllen. Alle zentralen Bestandteile sollten enthalten sein – vom Anschreiben bis hin zum Lebenslauf. Inzwischen werden auch rein digitale Bewerbungen in der Branche gern gesehen.

Neben den Zeugnissen und sonstigen Qualifikationen ist es wichtig, auch die persönliche Eignung für den Beruf herauszustellen. Hierfür bietet es sich an, das handwerkliche Geschick und die sozialen Kompetenzen anzuführen, die für den Beruf zentral sind. Idealerweise werden diese anhand von Beispielen erläutert. Gibt es im Lebenslauf zum Beispiel ehrenamtliche Tätigkeiten aus dem sozialen Bereich, die als Argument angeführt werden können? All dies unterstützt die Chancen der Bewerbung.

 

Wer bietet diese Umschulung an?

Während bei anderen Umschulungen ein breites Angebot an unterschiedlichen Schulen zur Auswahl steht, konzentriert sich das Angebot für die Hörakustik auf einen Anbieter. Denn nur die bundesoffene Landesberufsschule für Hörgeräteakustiker in Lübeck ist dazu befugt, die Ausbildung anzubieten. Zusätzlich ist es notwendig, einen Vertrag mit einem Ausbildungsbetrieb abzuschließen, der den praktischen Teil übernimmt.

 

Umschulung per Fernstudium – wie geht das?

Wer sich dem Berufsfeld des Hörakustikers aus dem akademischen Gebiet nähern möchte, hat hierfür unterschiedliche Studiengänge zur Auswahl, die teils auch als Fernstudium angeboten werden. Dies gilt zum Beispiel für ein Studium der Hörtechnik und der Medizintechnik. Alternativ kann ein Studium der Audiologie dazu befähigen, in den Beruf einzusteigen. Die Regelstudienzeit für einen Bachelor in Vollzeit beträgt sechs Semester. Ein Master ist zumeist nicht notwendig.

 

Zum Hörakustiker als Quereinsteiger – Tipps

Viele wünschen sich als Quereinsteiger in den Bereich der Akustik vorzudringen. Damit dies gelingt, ist es zu empfehlen, sich verschiedene Betriebe für die Bewerbung auszusuchen, um die Chancen auf Einstellung zu erhöhen. Außerdem ist es ratsam, handwerkliche Fähigkeiten und soziales Geschick bei potenziellen Bewerbungsgesprächen in den Vordergrund zu stellen. Denn Arbeitgeber werden genau auf diese Aspekte Acht geben.